Aus dem Leben Kunst machen
«Dinge machen aus Angst» sei seine Kunst, schreibt Rilke im Juli 1903 seiner ehemaligen Geliebten Lou Andreas-Salomé. In seiner Biografie beschreibt Koch Rilke als hochsensibles Echolot und als den geschlechtlich fluidesten Dichter der heraufziehenden Moderne. So entsteht die mitreissende Erzählung eines radikalen Lebens, das ganz Kunst sein will und dadurch eine Wahrnehmungssensibilität entfaltet, die erschreckend nah in Berührung kommt mit den Abgründen in ihm selbst und in seiner Zeit. Das Buch folgt diesen Stationen und verbindet Rilkes Lebenswanderung mit verständlichen Werk-Interpretationen. Der Dichter erscheint als ein Mann, der Frauen und Mäzene gleichermassen in seinen Bann zieht und bis an den Rand des Erträglichen manieriert ist.
Koch wolle mit seinem Buch das Rad nicht neu erfinden, schreibt Kai Sina in der «Zeit». Vielmehr werde der Akzent der Rilke-Rezeption sanft verschoben. «Nicht Sprachanalyse steht hier im Zentrum, sondern eine Engführung von Rilkes Leben und Werk mit Blick auf das Motiv der Angst.»